E-Postbrief: ein Erfahrungsbericht

Die Deutsche Post macht aktuell in den Medien ziemlich viel Wirbel mit ihrer „E-Post“. Die Idee ist ja auch ganz gut: warum soll ich meinen Brief (ab und zu muss das halt noch sein) zum Briefkasten tragen, wenn ich ihn bequem online aufgeben kann. Und der Empfänger bekommt die Nachricht ausgedruckt auf Papier und gefaltet im Umschlag zugestellt. Suche nach Briefmarken: entfällt! „Einwandfrei“ dachte ich mir und registrierte mich: auch haben will!

Schon alleine der Regsitrierungsvorgang erscheint mir ziemlich überzogen: Handy-TAN nur alleine fürs registireren, dann noch eine Sicherheitsabfrage und per Post noch ein Brief mit einer weiteren TAN um zum nächsten Schritt der eigentlichen Registrierung zu gelangen. Dann zu guter Letzt ein Post Ident ausdrucken und zur Post gehen und dann: geschafft. Ich bin drin! Man ist das einfach.

Das Portal sieht  recht „Post-mäßig“ aus, ohne Schnick Schnack. Aber es ist da, was man braucht. Vergleichbar mit einem Internet Mailpostfach (von vor ~5 Jahren).

Erster Test: ich schreibe einen E-Postbrief und stelle ihn mir selber zu. Mal sehen, wie lange der Brief unterwegs ist.

Also beginne ich mit dem Anschreiben und lege das Ergebnis erstmal als Zwischenspeicherung in den Entwurfsordner. Als ich am Brief weiter schreiben wollte, stelle ich fest, dass ich den Entwurf nur noch zum Betrachten öffnen kann, aber nicht mehr zum Bearbeiten. Na klasse! Anfrage an der Hotline ergab:

Im Moment dürften Sie sich in der Briefansicht befinden. Der Fehler, dass sich Briefe hier nicht öffnen oder bearbeiten lassen ist bekannt, wir Arbeiten mit hochdruck an einer Lösung.  Wechseln Sie dann bitte in die Kompaktansicht – das Aufrufen durch Doppelklick sollte nun ohne weitere Schwierigkeiten möglich sein Ihr schreiben fortzusetzen.

Das soll einer verstehen.

Beim Eintragen der Empfängeradresse stelle ich fest, dass trivialste Funktionen wie beispielsweise das Springen von Feld zu Feld mittels TAB nicht funktioniert.

Als Test wollte ich dem Anschreiben ein PDF Dokument anhängen, das quasi als zweite Seite mit verschickt werden soll. In Farbe versteht sich, schließlich wollte ich die Qualität des Printouts sehen. Doch das Hochladen der PDF Datei (andere Formate werden im Übrigen nicht unterstützt) scheiterte. Nächster Hotline Call ergab:

Beim Versenden von „Klassischen Briefen“ mit PDF-Dateianhang kann es zu einer Fehlermeldung kommen. Dieser Anhang darf bis zu zwei DIN-A4-Seiten im Hochformat umfassen. Es geht nur eine PDF-Datei.
Der druckbare Bereich hat folgende Seitenränder bei DIN-A4.
Links = 12,0 mm, Rechts, Oben, Unten = 25,0 mm
Falls der PDF-Anhang nicht gedruckt werden kann (wenn z.B. die Seiteninhalte über die druckbaren Bereiche der Seite hinausgehen), werden Bilder oder Texte von der Seite entfernt.
Diese Dinge dürfen beim PDF-Dokument nicht vorliegen:
– aktive Inhalte (Javascript, Flash, Multimedia)
– geschützte Inhalte (z.B. durch Passwörter)
– verschlüsselte Inhalte
Bitte benutzen Sie außerdem die „Vorschau anzeigen“.

Aaaah ja!

Schließlich „bastelte“ ich mir ein PDF mit ausreichend Rand und lud es hoch. So, nun noch die postalische Adresse eingeben und ab damit! Nicht vergessen, vorher ein paar Euros auf das Guthabenkonto der E-Post zu überweisen, von dort wird dann das Porto abgebucht.

Die Zustellung erfolgte sehr schnell innerhalb von 20 Stunden. Der Druck ist auch ganz OK, der Farbdruck ist nicht der Beste, aber brauchbar. Aber:

  • Beim Registireren erhält man einen eindeutige Adresse im Format <Vorname>.<Name>.<Zahl>@epost.de. Eine Zahl ist dann nötig, wenn der Name schon vergeben ist. Schön wäre es, wenn auch eine Bezeichnung möglich wäre, ist es aber nicht.
  • Diese Adresse steht auch im Briefkopf oben rechts, so ganz für sich allein. Sie ist vom Aufbau her eine Mailadresse. So könnte der Adressat meinen, über diese Adresse auch per Email mit dem Absender kommunizieren zu können. Ätsch, kann er aber nicht. Die Mail kommt sofort als „unzustellbar“ zurück. Völliger Quatsch.
  • Noch ein letztes: An der Stelle des Briefkopffensters steht in kleiner Schrift die Adresse des Absenders als one liner. Allerdings wird ab einer festen Breite einfach alles weitere abgeschnitten. So steht bei mir:
    „…. 90556 Wachen“. Toll.

Summa summarum: Idee finde ich sehr gut, an der Umsetzung muss noch gefeilt werden. Neben den vielen „Kleinigkeiten“ die noch rund gemacht werden müssen, vermisse ich die Möglichkeit, dass ich auch das Anschreiben selbst hochladen kann und nicht mit einem rudimentären Editor zu schreiben habe. Sehr nervig ist auch die Performance. Alles dauert ewig….

Nachtrag: soeben bekomme ich Post. Ein Brief mit einer TAN, anhand derer ich meine Adresse bestätigen muss. Ich frage mich nur, warum ich vorgstern bei der Post meine Postident eingereicht habe……

  1. Spannend. Seit Kurzem will ich ePostbrief geschäftlich nutzen und stolpere genau heute über den Fehler mit dem Entwurf. Spannend vor allem, weil dieses Kommentar in 2012 entsteht und der Blogpost aus 2010 stammt und die Post also anscheinende immer noch mit Hochdruck an der Lösung arbeitet. Das ePostbrief Portal scheint kein Software Kontinuum zu sein. Schade. Vielen Dank für den Beitrag.

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